Webdesign

Wenn das nicht mein Hobby wäre, hätte ich vermutlich nicht so viele Webseiten. Daher ist es nur recht und billig, dem Thema selbst endlich einmal eine Seite zu widmen. Schließlich möchte ich auch Reklame dafür machen, daß es möglich ist, vernünftige und attraktive Webseiten zu gestalten - ganz ohne Generatoren, Wysiwig und vorgefertigte Designs. Denn glaubt man der Propaganda der Webhosts und Softwareanbieter, so gibt es nichts schlimmeres und schrecklicheres für einen angehenden Webseitenbesitzer, als sich mit HTML, Technik und Quellcode herumschlagen zu müssen.

So gibt es seit Jahren im Internet einen traurigen Trend zum Malen nach Zahlen. Blitzsaubere, perfekte Webseiten von der Stande, Klon an Klon und entsprechend austauschbar. Inzwischen gibt es sogar Angebote mit vorgefertigten Inhalten, wo man nur noch seinen Namen eingeben muß. Für Kuchen gibt es Backmischungen, und wenn man deren Bedienungsanleitung liest, stellt man fest, daß man alles außer Mehl und Backpulver noch selbst hinzufügen muß - trotzdem denken die Leute, das Backen wäre damit einfacher. Erst wird ein Trend zum Do-it-yourself aufgebauscht, dann redet man den Interessenten ein, wirklich selbermachen würe viel zu schwer, und schon kommt die Fertig-Mogelpackung. So auch beim Webdesign.

Das Problem ist Ungeduld. Wer Nähen lernt, fängt nicht mit dem Brautkleid an, sondern mit Kissenbezügen. Eine Strickerin startet mit Topflappen, nicht mit Zehensocken. Aber wer eine Webseite bauen möchte, der will gleich eine supertolle Profiwebseite. Dabei muß man auch hier die Möglichkeit haben zu lernen. Ich erstelle Webseiten seit über zehn Jahren, und ja, meine Anfänge waren gräßlich. So wie meine ersten Zeichnungen krakelig waren und meine ersten Geschichten dilletantisch. Das gehört dazu. Meine ersten Webseiten habe ich mit MS Word 97 erstellt. Jawohl. Kaum etwas erzeugt schlimmeren, unsaubereren Code als Word. Danach habe ich mit Frontpage gearbeitet. Auch nicht viel besser, aber immerhin ein Programm, das speziell fürs Webdesign entwickelt wurde.

Aber genau das ist das Problem: All dieses Programme braucht man nicht. Alles, was man braucht, ist ein Texteditor und etwas Vorstellungskraft. Man muß HTML können und CSS, aber das kann man lernen, es ist nicht schwer. Natürlich lernt man es nicht mit Programmen, die einen vom bösen Quelltext fernhalten und den nur unter der Oberfläche generieren, um die Seiten dann sofort hochzuladen, bevor man nochmal einen Blick auf den Code werfen kann. Man muß in den Quelltext reinschauen können, um zu lernen, welche Änderung was bewirkt, und wenn man das einmal raushat, ist es ein leichtes, auf die Dauer seine Webseiten komplett mit der Hand zu schreiben. Weil es Spaß macht. Natürlich dürfen Leute vorgefertigte Designs aus Generatoren benutzen, Backmischungen und Malen-nach-Zahlen-Bilder. Aber sie so komplett zu entmutigen, was saubere Handarbeit angeht - das ist nicht fair von den Firmen, die nur ihre Fertigpakete verkaufen wollen, um ihre Opfer so lang wie möglich an die eigene Software zu binden.

Seit einigen Jahren schreibe ich also meine Webseiten kompett per Hand. Stimmt natürlich nicht. Ich benutze genauso einen Computer wie jeder andere. Aber ich tippe direkt in einen kleinen Editor. Der kostet nichts, ist einfach zu bedienen, und nach meinen Testen muß man sich in manche Webdesignsoftware so lang einarbeiten, wie es dauern würde, HTML und CSS zu lernen. Gut, deswegen gibt es ja Schablonengeneratoren, aber trotzdem. Meinen Code habe ich unter Kontrolle. Er ist valide, nicht aufgebläht, leicht zu pflegen, und wenn ich etwas ändern will, weiß ich genau, wo und was ich bearbeiten muß. Ich bin noch nicht am Ende, noch lange nicht. HTML 5 steht in den Startlöchern, CSS 3 auch, und was mich am meisten wurmt, ich kann kein PHP. Jedenfalls nicht so, wie ich es gern können würde. Aber ich lerne ja dazu, das ist der eigentliche Spaß. Und wer weiß, was für Webseiten ich in zehn Jahren bauen werde?

Wenn die Zeit für Webringe nicht schon abgelaufen wäre, würde ich ja einen gründen für die handgeschriebenen Seiten von Quellcodeschubsern. Aber der Zug ist abgefahren, fürchte ich. Die richtigen Webseiten werden immer weniger. Engagierte Webmaster, die ich von früher kannte, haben heute entweder Blogs oder ihre Seiten ganz aufgegeben, weil die ja doch nur kosten. Die Webdesignboards in den Foren, wo ich aktiv bin oder war, liegen heute verwaist oder diesen zur Diskussion von CMS-, Blog- oder Gratiswebspaceanbietern; die Fragen von Neulingen zielen immer nur auf die perfekte Webseite ohne Arbeit.

Aber genau wie ein Backmischungskuchen nicht mit einem richtigen mitstinken kann, gibt es kein perfektes Webdesign ohne Webdesign. Ich hoffe, mit meinem Plädoyer für Quellcodehandarbeit vielleicht den einen oder anderen für dieses spaßige Hobby zu interessieren. Und wer wissen will, wie ich diese Seite aufgebaut habe: Nur zu, lest meinen Quellcode, lest mein Stylesheet, schaut, was ich wie gemacht habe. Und wenn ihr das dann so toll findet, daß ihr auch eine Webseite von mir haben wollt: Dann schreibt mich ruhig an. Ich mache euch gerne ein Angebot.

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