Siebtes Kapitel

Imon zwinkerte. Zwinkerte nochmals, und ließ die Augen geschlossen. Das Gefühl von Lid auf Lid war seltsam, tröstlich und vertraut in einer Welt, in der alles fremd war. So fremd, dass Imon nicht wußte, wo er mit dem Wundern anfangen sollte und wo mit dem Angsthaben. Sogar Imon war fremd - vielleicht sogar am fremdesten von allem.
Er kauerte sich hin, rollte sich zusammen und barg das Gesicht zwischen den Knien. Seine Knie waren warm. Warm war vertraut. Jenseits der Wärme lauerten Fragen, und die wollte Imon nicht stellen und nicht beantworten.
Dann legte sich von hinten ein Arm um ihm, der war auch warm. Und auch wenn Imon nicht wußte, wer es war, schien sich doch zumindest sein Körper an die Berührung zu erinnern, und so ließ Imons Angst nach und wich einer fremden Vertrautheit. Er hob den Kopf, wenn auch nur ein kleines Bißchen - schon stach ihm wieder die Kälte in der Nase, und in der Kälte war noch etwas anderes, garstig und faulig, daß Imon sich wünschte, nicht mehr atmen zu müssen - und kurz blitzte ein Gedanke durch seinen Kopf, oder eine Erinnerung: Hatte er jemals etwas anderes geatmet? Oder überhaupt jemals geatmet? Trotz der freundlichen Hand, die ihm über den Nacken strich, überlief Imon ein Schauer von Angst und Kälte, und die sanftgleitenden Fingerspitzen hinterließen eine Spur von Kälte und Gänsehaut. Er rollte sich wieder zusammen. Es rauschte und pochte in seinen Ohren, aber das war vertrauter als die kalte Stille, die dort draußen lauerte.
»Es ist gut, Imon. Es ist gut. Keine Angst.« Imons Ohr kannte die Stimme, kannte den warmen Atem, der es berührte, doch Imon kannte es nicht. »Keine Angst. Es ist alles in Ordnung.« Ein Arm hielt Imon fest. Eine Hand fuhr ihm über den Rücken. »Imon. Schau mich an. Keine Angst.«
Imons Gesicht wollte seine Knie nicht loslassen, und Imons Knie nicht sein Gesicht. Trotzdem, langsam, löste sich Imon langsam aus seiner Starre. Er blickte auf - erst hob er den Kopf, als zöge eine fremde Macht ihn bei seinem Schopf nach oben, und dann öffnete er die Augen, ebenso fremd und fern. Doch er sah nichts, nur Dunkelheit. »Wer bist du?« fragte Imon ins Dunkel hinein, und dann merkte er, daß es die falsche Frage war. »Wer bin ich?«
»Ich bin Shen«, sagte das Dunkel. »Und du bist Imon.«
»Ich erinnere mich nicht«, murmelte Imon.
»An was? An wen? An mich? Oder an dich?«
»Ich weiß nicht«, sagte Imon. Eigentlich erinnerte er sich an gar nichts. Aber er wußte, daß er Imon war. Weil Shen ihn beim Namen ansprach? Oder schon vorher? Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, warum ich nichts weiß?«
Shen legte ihm eine Hand auf die Stirn. Ein seltsamer Gedanke durchzuckte Imon - daß sein eigener Kopf so groß war, oder die Hand des Mannes so klein, als ob es einmal anders gewesen war. »Ich weiß, wer du bist. Das soll dir erst einmal genügen.«
Imon schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht«, murmelte er. »Wie komme ich hierher? Was ist dieser Ort? Warum erinnere ich mich nicht?« Es war leicht zu sagen, er solle sich keine Gedanken machen - die Gedanken machten sich selbst. »Was geschieht mit mir?«
»Nichts, was in deiner Hand läge«, sagte Shen und half ihm auf. »Du bist jetzt du, und jetzt hier.«
»Und vor jetzt?« fragte Imon.
»Vorher«, sagte Shen, »warst du ein anderer.«
Imon blickte an sich hinunter - zumindest dafür reichte das Licht seines Schattens aus, und er war nicht bereit, in ein fremdes Gesicht zu blicken, bevor er wenigstens ein wenig von sich selbst gesehen hatte. »Warum war ich ein anderer?« fragte er. Oder wie. Oder wann. Es gab soviel zu fragen… Imon blickte an sich hinunter, an seinem Rumpf und seinen Beinen bis hin zu den Füßen. War das nicht sein Körper? War er sich darum so fremd?
»Mach dir keine Gedanken«, sagte Shen. »Gedanken kann sich deine andere Hälfte machen. Dies ist nicht der Ort dafür. Es ist auch kein Ort, um zu verweilen. Komm.«
»Aber ich weiß nicht einmal, was für ein Ort dies ist!« rief Imon. Er wollte nicht fort, nicht bevor er es wußte. Der Ort machte ihm keine Angst, aber die Ungewißheit.
Shen legte ihm beide Hände auf die Schultern und beugte sich vor, so daß sein Gesicht dicht vor Imons war und daß Ende seines Zopfes Imons Nase berührte. »Kennst du den Unterschied zwischen Licht und Dunkel?«
Imon verzog unwillkürlich das Gesicht. Die Haare kitzelten ihn. »Das Dunkel ist überall«, sagte er dann. »Und das Licht - das Licht ist nur da, wo ich bin.« In diesem Moment war das Licht da, wo sie beide waren: Shen war so nah, daß auch er ganz in Imons Licht getaucht war. Vielleicht fiel Imon erst in diesem Augenblick auf, daß der Mann keinen Schatten hatte. Und das wunderte Imon mehr, als daß er selbst einen besaß. Er strich sich die Zopfspitze aus dem Gesicht - eine dicke Quaste von Haaren, Haare eines fremden Mannes, doch der Moment, als Imons Finger sie streiften, war seltsam intensiv, vertraut.
»Dann dreh dich um«, sagte Shen, und weil er Imon bei den Schultern hielt, nahm er ihm auch das Drehen ab. »Siehst du das, hinter uns?«
Und Imon sah es. Eine Wand von Licht. Als ob die Welt dort in einem Meer von Weiß endete. Imon konnte nicht hinsehen. Es tat seinen Augen weh. Das Licht wollte zu ihm hinüberlangen, in ihn hineinkriechen - Imon wandte den Kopf ab und schloß die Augen, doch es war schon zu spät. Das brennende Weiß bohrte sich weiter als ein hellgrüner Fleck in seine Stirn.
»Das ist das Licht«, sagte Shen. »Es leuchtet nicht, aber es ist. Es wird dieses Land nicht berühren, und in ein paar Schritten ist es nur noch Erinnerung.« Er zog Imon enger an sich, und sein Zopf rutschte wieder in Imons Gesicht. »Das Land auf der anderen Seite, wo das Licht ist, wirst du niemals betreten können. Du bist des Dunkels.«
Die Worte gefielen Imon nicht, obwohl er sie nicht einmal verstand. »Ich will doch gar nicht dorthin, wo das Licht ist!« versuchte er sich noch herauszureden.
»Selbst wenn du wolltest«, sagte Shen. »Du bist des Dunkels.« Er hielt ihn noch etwas fester. »Darum bist du jetzt hier. Oder sagen wir besser: Hier bist du jetzt. Darum.« Wieder strich er ihm über die Haare, und wieder tröstete es. »Komm, Imon. Laß uns gehen.«
Imon nickte. Das bohrende Licht blendete seinen Kopf noch immer. Die Zopfquaste strich ihm über die Nase. Halb in Gedanken, reflexartig, spielerisch, träumerisch, er konnte es sich hinterher selbst nicht erklären, langte Imon nach dem baumelnden Zopf, packte das Ende, und zog daran. Er hörte sich lachen, wie aus weiter Ferne.
»Nein! Imon! Laß los!«
Shens Stimme, als er seine Haare aus Imons Faust befreite, brachte ihn wieder zu sich und ließ ihn zugleich erstarren. Die Stimme - die Worte - der Zopf - das alles war vertraut. Es war schon einmal geschehen.
»Ich kenne dich«, murmelte Imon. »Von… damals.« Er wußte nicht, wann damals war, doch er war ein kleines Kind, damals, und zwischen damals und jetzt gab es nichts und Dunkel. Er bewegte den Daumen über die Handfläche, über die Innenseite seiner Finger, und spürte den Widerhall von Haaren aus zwei Zeiten. »Ich habe… Ich habe dich am Zopf gezogen. Du mochtest es nicht. Aber du hast… du hast mit mir gespielt.« Imon hörte seine Worte erst nachdem sie seinen Mund verlassen hatten. Wie sie hineinkamen, wußte er nicht. »Und dann - was dann passiert ist - ich kann mich nicht erinnern… Aber der Rest…«
»Erinnere dich nicht«, unterbrach ihn Shen schroff und ließ ihn los, stieß ihn dabei fast von sich fort. »Und erinnere mich nicht. Das Vergessen hat seinen Grund. Erinnere dich nicht. Das Licht ist noch zu nah.« Mit Nachdruck warf er seinen Zopf über die Schulter, daß er außerhalb von Imons Reflexen war. »Du hast geschlafen, Imon, und das war für dich das Beste. Und jetzt komm.«
»Aber ich erinnere mich!« sagte Imon trotzig. »Ich will mich erinnern.« Es war ein schönes Gefühl, Erinnern. Es gab ihm eine Vergangenheit, und darin war Geborgenheit, Trost, Wärme. Würde die Dunkelheit um ihn herum sich auflösen, wenn Imon seine Vergangenheit mit Bildern füllen konnte? »Warum läßt du mich nicht?« In diesem Moment war ihm, als müsse Shen nur ein Zauberwort sprechen, und alles was früher und vergessen war, würde zu Imon zurückkehren. Und dann war alles gut. »Warum tust du mir das an?« fragte Imon, und seine Stimme wurde immer kläglicher. Er erinnerte sich an das kleine Kind, und das kleine Kind kehrte in ihn zurück.
»Wenn du dich erinnern würdest«, sagte Shen leise, »wenn du es wüßtest, würdest du mich hassen. Und ich möchte nicht, daß du mich haßt.«
»Warum sollte ich dich hassen?« fragte Imon. Unsicherheit griff nach ihm, doch noch keine Angst. »Was ist geschehen? Hast… Hast du mir ein Unrecht angetan?«
»Nein«, sagte Shen ruhig. »Aber ich werde es.«
Imon machte einen Schritt rückwärts. »Das glaube ich nicht!« stieß er hervor. »Wenn du das wirklich schon weißt - daß du es tun wirst - dann würdest du es mir doch nicht sagen! Du wirst mir kein Unrecht antun! Du darfst es nicht!«
Shen schüttelte den Kopf. »Ich werde es, so wie es jeder wird, aber ich werde der Schlimmste von allen sein, weil du mir traust.« Klang er dabei traurig? Imon wußte es nicht.
»Und du willst nicht, daß ich dir traue?« Imon tat noch einen Schritt rückwärts und nahm seinen Schatten mit, daß Shen in der Dunkelheit blieb.
»Nein«, antwortete Shen, und nun war seine Stimme sanft. »Ich will, daß du mir traust. Eben darum darfst du dich nicht erinnern. Noch nicht.«
Noch ein Schritt rückwärts. »Ich… ich verstehe nicht, wovon du redest.«
Shen war jetzt fast völlig in der Schwärze des Dunkels verschwunden. Nur ein leichtes Funkeln war noch da, wo seine Augen sein mußten, und seine Stimme war immer noch nah. »Das ist gut so. Du sollst es auch nicht verstehen. Oder mich. Oder dich selbst.«
Imon blieb stehen. Weiter zurück zu gehen traute er sich nicht. Hinter ihm lauerte tückisches Licht, in dem alles sein konnte. Noch einen Schritt, und er hatte Shen vielleicht auf immer verloren. Und das wollte und durfte er nicht. Shen war nicht nur alles, was Imon hier draußen hatte - oder der Schlüssel, jemals von diesem Ort wieder fortzukommen - sondern er war in diesem Augenblick auch ein Stück von Imon. Dieser Mann war seine fehlende Erinnerung. Wenn Imon ihn verlor, verlor er alles und sich selbst. »Ich traue dir«, sagte er laut. »Ob du mir irgendwann Unrecht tust oder nicht, jetzt hast du es noch nicht getan, und ich traue dir.« Jetzt war ein kurzer Moment. Noch nicht war die Zeit zwischen dem Moment, als Imon die Augen aufschlug, und dem Jetzt. Aber es war alles, was Imon hatte. Und es hatte zu reichen. Mit kleinen Schritten trug er das Licht zurück.
Shen streckte ihm eine Hand hin. »Dann komm, Imon. Heb deinen Stab auf, denn der andere wird ihn sonst vermissen und niemals wiederfinden. Und dann komm.« Er deutete auf etwas, das ein kleines Stück weit entfernt am Boden lag, lang und gerade und schlank und kaum noch zu erkennen, dort, wo Imons Schatten endete. Imon zögerte, danach zu greifen, und er zögerte auch vor Shens ausgestreckter Hand, doch dann ging er hin und hob den Stab auf.
»Was ist das?« Imon wog den Stab in den Händen. Er fühlte sich seltsam an - etwas daran wog schwerer, als es auf den ersten Blick sollte. Etwas daran war mächtig. »Ist das eine Waffe? Oder ein Zauber?«
Shen zuckte die Schultern. »Es ist nichts, was ich berühren möchte«, sagte er. »Aber du kannst ihn zum Wandern benutzen, oder zum Balancieren. Und du wirst ihn brauchen, wenn wir in den Sumpf kommen.«
»Wenn du ihn nicht möchtest, möchte ich ihn auch nicht«, sagte Imon, aber er legte den Stab nicht wieder hin - wo er ihn einmal aufgehoben hatte, war es vielleicht schon zu spät. Und die Oberfläche, glattes Holz und rauhes Leder, schmeichelte seinen Händen, sie wollte festgehalten werden und nicht wieder losgelassen. Imons Hände erinnerten sich, doch diesmal war es anders als Shens Berührung - die hatte etwas in Imon selbst geweckt. Das hier dagegen gehörte dem Anderen.
»Das ist nicht deine Entscheidung«, antwortete Shen. »Nimm ihn mit, er wird dir nützen, aber verliere ihn nicht.« Er hielt Imon weiter seine Hand hin. »Keine Angst. Ich werde dich beschützen.«
»Vor was?« Imon fragte nicht nur so. Er wußte nicht, wovor er beschützt werden mußte. Und dabei gehörte das zu den Dingen, die er besser wissen sollte. »Oder wem?«
»Vor der Angst«, antwortete Shen. »Wovor sonst?«
Imon schüttelte den Kopf. Er hatte keine Angst. Aber vielleicht auch nur deswegen, weil er nicht wußte, daß er sie fürchten sollte? »Hast du mich früher auch beschützt?« fragte er.
Shen strich ihm mit der Fingerspitze über die Lippen, als wolle er sie versiegeln. »Je weniger weißt, desto besser«, sagte er. »Je weniger du dich erinnerst, desto besser. Du warst ein sehr kleines Kind, damals. Wenn du dich erinnerst, wirst du in diesen Augenblick zurückkehren. Dann bist du verloren und verwundbar. Und was noch schwerer wiegt: Du wirst dann wieder zu einem kleinen Kind. Das ist nichts, was wir jetzt brauchen können. Versuch nicht nachzudenken. Alles hat seine Zeit. Und dies ist kein Ort für die Vergangenheit.«
»Aber was für ein Ort ist es dann?« fragte Imon und war sich nicht sicher, ob er diese Frage nicht schon früher gestellt hatte, und schon früher eine Antwort bekommen.
»Wir sind am Rand des Dunkels«, sagte Shen. »Und müssen weiter, in die Dunkelheit hinein. Du mußt nicht wissen, warum oder wohin. Geh einfach mit mir.«
»Aber du kennst den Weg?« fragte Imon.
»Ich kenne den Weg«, sagte Shen. »Bleib nur immer an meiner Seite, und wir werden uns nicht verlaufen. Bleib an meiner Seite, was immer auch du sehen und hören wirst.«
Mit der einen Hand hielt Imon seinen Stab fest, doch er hielt ihn am gestreckten Arm, so weit von seinem Körper, wie es möglich war, ohne daß ihm die Schulter lahm wurde. Und so weit wie möglich von Shen entfernt, außerhalb seines Lichtes. Wenn Shen den Stab nicht mochte, sollte er einen Grund dafür haben. Mit der anderen Hand griff Imon endlich nach Shens Fingern. Und es war nicht ihre Kälte, über die er sich wunderte, sondern daß die Hand nun so klein war im Vergleich zu seiner eigenen. Aber diesmal wunderte sich Imon nicht über diesen Moment des Erkennens. Er erfreute sich nur an ihm, wortlos.
Und ebenso wortlos, Hand in Hand, Seite an Seite, machten sie sich auf den Weg in die Dunkelheit, dorthin, wo es keine Fragen gab, aber vielleicht Antworten.

Am Rande der Dunkelheit, oder am Rande des Lichts, gab es nichts. Zumindest nichts, was man hätte erkennen können. Zu nah war das blendende Weiß, als daß sich die Augen an die Schwärze anpassen konnten, und das machte das Dunkel nur noch Dunkler. Was dort war, außer Dunkelheit,konnte Imon nicht sagen - nicht, wie sich der Boden unter den Füßen anfühlte, nicht, wie die Luft roch, nicht, welche Geschöpfe sich dort herumtreiben mochten. Es gab nur die Anwesenheit von Licht und Dunkel, und die nahm jeden Sinn seines Körpers gefangen. Aber das merkte Imon erst, als er sich weiter und weiter von diesem Ort entfernte, bis er dorthin kam, wo das Dunkel nur noch war und alles andere auch.
Shen mußte es eilig haben, nachdem Imon so lange gebraucht hatte, um auch nur die ersten drei Schritte zu tun - nun zog er ihn auf seinen langen Beinen vorwärts, sprach nicht, hielt nicht inne, erklärte nichts. Er war groß, viel größer als Imon, der manchmal nur mit Mühe Schritt halten konnte und sich bald eine Pause herbeisehnte, um verschnaufen zu können. Eine Pause. So lange hatte er geschlafen, in diesem Körper oder anderswo, Schlaf war Schlaf - nun brauchte er Zeit, sich an das Wachsein zu gewöhnen. Seine Füße begannen ihn zu schmerzen, seine Beine wurden schwer, dabei konnten sie noch nicht einmal weit gekommen sein - Imon sagte es nicht, doch am liebsten wäre er dorthin zurückgekrochen, wo er hergekommen war, zumindest für eine Weile. Imon erinnerte sich nicht an seinen Schlaf, und nicht an schmerzende Füße.
Aber so wenig die Grenze und das nahe Licht ein Ort zum Verweilen gewesen sein mochten - das, was sie nun umgab, war noch weniger dafür geschaffen.
Imon kannte keinen Vergleich. Er wußte nichts über die Welt, wußte nicht, wie sie aussah, dort wo kein Dunkel war, und wußte auch nicht, ob das Dunkel immer so war wie hier. Aber er hoffte, hoffte, hoffte, daß der Rest der Welt anders aussehen mochte. Denn sonst war diese Welt ein sehr trauriger Ort.
Alles, was sie ihm jetzt anzubieten bereit war, war ein Sumpf. Und auch das wußte Imon nur, weil Shen es ihm gesagt hatte: »Paß auf, daß du nicht in den Sumpf fällst, Imon.«
Der Sumpf war das, was man nicht sehen konnte. Er lauerte jenseits der Wege, und er lauerte unter dem, was wie ein Weg schien - eine trügerische Stille, die doch nicht einmal vorgeben wollte, schön zu sein. Sie war trügerisch und häßlich, und das war das Schlimmste: Daß Imon sich nicht einmal vorstellen konnte, was Schönheit sein sollte. Die Welt, die sich ihm bot, wollte nicht geliebt werden.
Sein Schatten beleuchtete das wenige, was es zu sehen gab - auf den ersten Blick wuchs nichts, kein Gras, kein Strauch, kein Baum, aber dort, wo Imons Licht endete, konnte er dunkle Schemen wahrnehmen. Sie kamen nie näher, sie verschwanden, wenn er sich ihnen näherte, und alles was blieb, war die Ahnung einer Anwesenheit, größer als Imon, größer als Shen.
Der Boden war uneben, bedeckt mit einer farblosen Masse, die eine Mischung aus Schleim und Flechten sein konnte - nichts, das einen Namen verdient hätte, und nichts, was Imon berühren wollte - so gerne er eine Pause gemacht hätte, er konnte und durfte es hier nicht. Es war feucht und kalt, feuchter und kälter als das, was er sich als das Land im Licht vorstellte. Imon fror, zum ersten Mal in seinem Leben, so wie alles das erste Mal war, aber es war der Umhang des Anderen, der ihm nun helfen sollte, wieder warm zu werden. Noch ein fremdes Ding, das nicht ihm gehörte und ihm nun diente, wie auch der Stab.
Der Stab war das wichtigste. Denn der Boden war nur an seinen besseren Stellen gräulich und schleimig. An den schlechteren Stellen lagen Tümpel unter der Oberfläche. Das war der Sumpf: Ein schwarzer, stinkener Sumpf, der nichts mehr wieder hergab, was er einmal erbeutet hatte. Imon tunkte vorsichtig seine Stabspitze in das Wasser, das kein Wasser mehr war, und fühlte, wie tief es hinunterging. Es bot nur einen leichten schlammigen Widerstand, der weder Stab noch Körper aufhalten würde, und hatte keinen Grund. Danach prüfte Imon vor jedem Schritt, wie sicher der Boden vor ihm war. Wo der Stab einsackte, gehörte kein Fuß hin.
»Du machst das sehr gut, Imon«, sagte Shen freundlich. »Ich wünschte, ich könnte dir eine bessere Welt bieten als dies hier. Aber es ist nicht in meiner Hand, etwas daran zu ändern.« Er ging vor ihm, langsam und vorsichtig, doch Imon durfte nicht den Trugschluß ziehen, seine Füße einfach auf die gleichen Stellen zu setzen wie Shen. Wo eben noch Weg war, konnte schon einen Augenblick später der glitschige Tod lauern. »Gib Acht, daß du nicht ausrutschst. Ich kann dir meine Hand hier nicht geben; wenn du fällst, gibt es nichts, was ich für dich tun kann.«
Imon schluckte. Er wollte keine Angst haben, und Shen wollte, daß er keine Angst hatte - aber es gab hier nichts, um ihn aufzumuntern, nichts als Dunkelheit und Gefahr. »Ist - ist die ganze Welt so?« fragte er kläglich. Daß es einen solchen Unterschied machen sollte, ob Shen ihn bei der Hand hielt oder nur ein schlanker Rücken vor ihm war! Aber ohne die tröstende kalte Hand war es nun das Dunkel, das nach ihm Griff.
»Nicht die ganze Welt«, sagte Shen. »Nicht einmal das ganze Dunkel. Nur dieser Teil dieses Landes. Und auch das war nicht immer so, und muß nicht immer so bleiben.« Vielleicht war seine Stimme traurig, es war schwer zu sagen. Die Worte kamen von weiter her, als Shen eigentlich sein sollte, so weit fern, wie Imon sich fühlte.
Jenseits des Sichtbaren bewegte sich etwas, wie ein Haus, das lautlos vorbei schritt. Nur aus dem Augenwinkel konnte Imon es überhaupt wahrnehmen, und es konnte ebenso gut eine Täuschung sein, die durch den Schatten verursacht wurde - vielleicht war das, was wie eine Bewegung aussah, nichts anderes als der Schatten des Schattens. Oder einfach nur Einbildung - und doch schrak Imon immer und immer wieder zusammen, fühlte sich beobachtet, bedroht. Seine Schritte wurden immer langsamer. Er bekam Angst vor dem Boden, in den er seinen Stab drückte, Angst vor dem, was der Stab dort finden mochte.
Und je langsamer er ging, desto weiter fiel er hinter Shen zurück, bis der graublaue Umhang keine Farbe mehr hatte und der Umriß des Mannes nur noch zu erahnen war.
»Shen…« Imon wollte rufen, doch er brachte die Worte kaum hervor. Sie krächzten in seiner Kehle und kamen nicht einmal zwischen den Zähnen hervor.
»Keine Angst, Imon«, wehte es von vorne, doch Shen verlangsamte seine Schritte nicht, blieb nicht stehen, um auf Imon zu warten. Solange er noch ein wenig von Imons Schatten sehen konnte, schien für Shen alles in Ordnung zu sein. Er war an das Dunkel gewöhnt, vielleicht brauchte er Imons Licht nicht, um seinen Weg zu finden? Aber Imon war es nicht gewöhnt, und für ihn war es nicht in Ordnung.
Am liebsten wäre Imon gerannt, einfach geradeaus, an Shen vorbei, hinaus aus diesem Sumpf, fort von dem, was hinter dem Dunkel lauern mochte. Aber je mehr er rennen wollte, desto langsamer wurde er, desto schwerer wurden ihm die Beine, wollten seine Augen zufallen. Imon kannte seinen Körper noch nicht lange und noch nicht gut genug, um ihn zu verstehen. Und das wußte auch sein Körper. Lange würde er Imon nicht mehr gehorchen, das zumindest ahnte er.
Und dann hörte er etwas. Es war fern und hatte keinen Namen, doch es war schön. Vielleicht war das sein Name: Schönheit. Eine Stimme, die aus keinem Mund kam. Ein Lied, das keine Worte brauchte. Ein dunkles Lied im Dunklen Land, leise und lockend. Es war fremd und zugleich seltsam vertraut - nicht das seltsam Vertraute des plötzlichen Erinnerns, sondern wie etwas, das Imons Schlaf begleitet hatte, während er träumte. Imon erinnerte sich an seine Träume ebensowenig wie an die Zeit davor. Aber nun, wo er dieses Lied hörte, wußte er, daß es sie gab, und daß es ihn gab. Daß er nicht allein war.
Imon mußte nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen. Er konnte die Augen schließen, sich in die Dunkelheit fallen lassen und seinem Körper gehorchen, statt zu versuchen, ihm seinen Willen aufzuzwingen - er mußte nicht wach sein, um diesem Lied zu folgen. Hier war kein Ort zum Rasten, aber Imon mußte nicht mehr rasten, um zu ruhen: Im Gehen konnte er schlafen, konnte er träumen - das Lied sagte ihm denWeg, sagte ihm, daß er keine Angst haben mußte. Es war wie eine warme Hand auf seiner Schulter, eine freundliche Berührung, die ihn führte, sein Kopf war voll Licht, es war alles in Ordnung -
Das Lied klang immer noch in Imons Ohren nach, als er von zwei Händen gepackt und festgehalten wurde. »Imon! Hörtst du mich? Imon!«
Imon zwinkerte. Einen Moment lang war er sich fremd. Seine Augen wechselten zwischen innerem Licht und äußerer Dunkelheit schneller, als er es erfassen konnte, ihm wurde schwindelig, und er wäre gefallen, hätte Shen ihn nicht festgehalten. Aber die Beine wollten Imon nicht mehr tragen, und der Kopf wollte nicht mehr aufrecht gehalten werden, und seine Augen wollten wieder das Licht sehen.
»Imon! Schau mich an!« Shen fegte mit einer kalten Hand durch Imons Gesicht. »Schlaf nicht ein! Wenn du müde bist, sag es mir - aber schlaf nicht im Gehen ein, nie wieder, hörst du?« Die kalte Berührung machte zumindest Imons Ohren wach genug, daß die Worte zusammen mit ihrer Bedeutung bis zu ihm durchdrangen.
»Da war… ein Lied«, murmelte Imon müde. »Es war… Es war schön. Und ich hatte keine Angst mehr…« Seine Augen klappten wieder zu. Aber sein Kopf konnte nicht mehr nach unten sacken, Shen hielt ihn mit einem Finger unter dem Kinn davon ab. Soviel Kraft in einem Finger…
»Es war mein Lied!« Shen fauchte die Worte mehr, als daß er sie sprach. »Es war nicht dafür da, daß du dich in den Sumpf fallen läßt! Wenn du eine Rast brauchst, sag es mir - ich kann nicht wissen, wann du müde wirst.«
Imon wollte den Kopf schütteln. »Solange du nicht müde bist, will ich noch weitergehen.«
Shen lachte kurz auf. »Mach dir keine Gedanken über mich. Ich finde Rast, wenn ich sie brauche. Aber ich weiß nicht, wann du müde bist. Du weißt es. Du mußte es mir sagen!«
Imon brachte noch ein Lächeln zustande. »Dann bin ich jetzt müde«, sagte er noch, vielleicht. Und sackte vornüber in die Arme des Fremden, der kein Fremder war, und schlief.
Er schlief, als ob es der erste Schlaf seines Lebens war, und vielleicht war er das wirklich. Es war egal, daß Imon zusammengerollt auf einem klammen Umhang lag, links Sumpf und rechts Sumpf, unter ihm kalt und auf unfreundliche Weise weich - es war kein Ort, um sich geborgen zu fühlen, doch der Schlaf selbst gab ihm eine Geborgenheit, die das drumherum in dunkle Bedeutungslosigkeit sinken ließ. Er träumte nicht und brauchte keine Träume - nur Ruhe. Alles was vor diesem Tag lag, konnte ein Traum sein - das Loch zwischen der Zeit, an die er sich nicht erinnerte, und dem jetzt. Nur ein Traum, und der sollte reichen für den Rest seines Lebens. Jetzt schlief Imon, aber es war sein Körper, der den Schlaf brauchte, nicht sein Verstand. Sein Verstand sehnte sich nach dem Erwachen. Er wollte nichts mehr verpassen müssen. So schlief er, reglos und tief, als solle dieser Schlaf auch zugleich sein letzter sein.

Nicht die Kälte weckte Imon, und nicht das Seufzen und Stöhnen des Sumpfes, sondern der Gestank, stechend faulig, der ihm in die Nase kroch und sich in seinem Kopf ausbreitete - er atmete den Tod ein und den Schlaf aus, und dann war er wach.
Die Welt am Ende des Schlafes war dunkel und scheußlich wie die vor ihm. Wenn nicht sogar noch schlimmer: Denn jetzt war Imon wach genug, um sie mit jeder Faser seines Körpers zu erleben, zugleich kalt und durchgefroren, klamm bis auf die Haut, sein Umhang so sehr bedeckt mit faulig riechendem Schleim, daß er den Stoff durchdrang und den Stoff darunter und die Haut dazu, daß Imon ihn überall an sich und in sich spüren konnte. Er saß in Imons Haar und auf der Wangenseite, auf der er geschlafen hatte, und als er versuchte, ihn dort mit dem Ärmel fortzuwischen, verschmierte er ihn stattdessen in seinem ganzen Gesicht.
Imon schniefte und atmete doch nur Schlamm und Schleim ein. Er fühlte sich zittern, kleiner und hilfloser als vorher. Das große Neue, das ihn zuvor angetrieben und von der Angst abgelenkt hatte, war nun Gewohnheit geworden und gab der Welt keine Entschuldigung mehr. Der Schlaf hatte ihn nicht gestärkt. Er hatte ihn nur wach gemacht für sein eigenes Unglück. Imon zwinkerte. Seine Augen tränten. Oder er weinte.
»Denk nicht darüber nach«, sagte Shen. Es waren nicht die Wörter, mit denen man nach dem Aufwachen begrüßt werden wollte. »Steh auf und komm mit mir. Der Sumpf ist nicht unendlich. Wenn wir ihn hinter uns haben, dann darfst du über ihn nachdenken, und über dich. Vorher nicht.«
»Aber ich -«, flüsterte Imon.
»Was immer dich bedrücktund bekümmert, es hat Zeit für später. Und Ort für später.« Shen rieb Imon mit dem Finger etwas von dem Schleim aus dem Gesicht. »Und jetzt, wenn du ausgeruht bist, komm.«
Imon nickte. Er fühlte sich nicht gut, eher sogar schlechter als vor dem Schlafen - aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn er hier stehen blieb, und noch mehr schlafen wollte er auf keinen Fall. Also machte er sich wieder daran, Shen durch den Sumpf zu folgen.
»Du hast mich gestern verstanden, hoffe ich«, sagte Shen. »Du bestimmst die Pausen. Sobald du das Gefühl hast, nicht mehr zu können, sag mir Bescheid, sofort. Ich kann nicht sehen, was mit dir ist.«
Imon nickte, selbst wenn Shen auch das nicht sehen konnte. »Hast du wenigstens ein bißchen geschlafen?« fragte er vorsichtig. Gar keine Rücksicht zu nehmen erschien ihm doch falsch.
»Wenn du schläfst, wache ich über dich«, antwortete Shen, ohne sich umzudrehen. »Du mußt keine Angst um mich haben. Du mußt gar keine Angst haben. Wenn etwas zum Fürchten kommt, sage ich es dir.«
»Schläfst du denn gar nicht?« fragte Imon. Diesmal fragte er nicht aus Sorge, sondern aus Neugier. Denn wenn Shen auf Schlaf verzichten konnte - warum sollte nicht auch Imon das lernen können?
Vor ihm schüttelte Shen den Kopf. Und er drehte sich auch nicht um, sondern schritt mit seinen unermüdlichen langen Beinen weiter durch den Sumpf, als er sagte: »Ich habe einmal einen Tausch gemacht. Was ich erhalten habe, mußt du nicht wissen, und auch nicht, was ich gegeben habe, und nicht, ob ich es heute bereue. Aber am Ende war es alles nur für dich.«
»Und darum schläfst du nicht?« fragte Imon. Die Antwort gefiel ihm nicht. Jetzt klang es, als ob er Schuld war für etwas, das er nicht kannte und nicht wußte und nicht verstand. »Und kann auch ich so einen Tausch machen?«
»Nein«, sagte Shen. »Und was würdest du geben wollen?«
Imon antwortete nichts mehr. Er schluckte nur, und schluckte nochmal, und fühlte sich klein und jämmerlich, als müsse er jeden Moment zu weinen anfangen. Wenn er einen Tausch machen könnte, dann würde er hundertmal seinen Schlaf geben für ein anderes Leben. Eines, das nur ihm gehörte. Eines, in dem das Licht ihm keine Angst machen und das Dunkel ihn nicht mehr verschlingen mußte. Eines, in dem es keinen Sumpf mehr gab und keine Rätsel und keine Fragen und keine Geheimnisse. Ein Leben, in dem es den Anderen nicht mehr gab.
»Komm her«, sagte Shen und blieb stehen. »Komm her, Imon. Ich will dir etwas zeigen.«
Imon schluckte zum hoffentlich letzten Mal und trat näher an Shen heran. Was immer der Mann ihm zeigen wollte, allein die Tatsache, daß er nun wieder im Licht stand und nicht nur an dessen Rand, war ein Anblick, der Imon tröstete.
»Hier«, sagte Shen, und dann sah Imon zum ersten Mal die Flöte, deren Klang ihn gestern so verzaubert hatte. Wie schön sie war! Imon lächelte. Allein der Anblick des dunklen Holzes weckte in ihm wieder Erinnerung an das dunkle Lied, und als er mit seinen Augen allen geschnitzten Linien und Mustern folgte, erkannte er darin die Melodie, welche ihn durch den Sumpf geführt hatte.
Imon senkte den Kopf und hielt das Lächeln fest in seinem Herzen. »Danke«, sagte er.
»Du weißt, was das ist?« fragte Shen - und auch er lächelte dabei, aber auf etwas andere Weise.
Imon nickte. »Deine Flöte«, sagte er. »Du sagst mir, ich soll keine Angst haben, aber der Flöte kann ich es leichter glauben.«
Shen legte den Kopf schief. »Wem du glaubst, ist deine Sache, solange du es nur glaubst. Aber ja. Es ist meine Flöte.« Sein Lächeln veränderte sich, und mit einem Mal war Liebe darin, die Imon nicht entging. Sie galt nicht ihm. »Ich möchte dir eine Frage stellen. Du mußt sie nicht sofort beantworten. Du mußt sie überhaupt nicht beantworten, wenn du nicht magst. Was wärst du lieber: Der Flötenspieler, oder die Flöte?«
»Die Flöte natürlich!« Die Worte brachen aus Imon heraus, bevor er auch nur nachdenken konnte.
Shen nickte und schob die Flöte wieder in eine Halterung zurück, die er an seinem Gürtel trug. So war sie fast ganz hinter seinem Umhang verborgen und doch immer direkt an seiner Seite. »Du antwortest, als gäbe es keine andere Möglichkeit.«
»Ja«, sagte Imon. Die Frage verwunderte ihn, aber das machte sie nicht weniger einfach zu beantworten.
»Warum?« fragte Shen.
Konnte er sich das nicht denken? Oder wollte er doch nur Imon testen, ihn auf andere Gedanken bringen, damit er den Sumpf nicht mehr fürchten mußte? »Ein Flötenspieler ist nichts ohne seine Flöte«, antwortete Imon langsam. Die Antwort zu begründen war doch viel schwieriger als die Antwort selbst. »Aber eine Flöte ist immer eine Flöte. Sie trägt ihre Stimme in sich, und ihre Magie.«
»Du glaubst, es ist Magie in meiner Flöte?« fragte Shen.
»Ich habe sie doch gehört«, entgegnete Nomi, als ob das alles sagte - dabei wußte er noch nicht einmal, was Magie war. Oder besser: Was sie sonst sein sollte, wenn nicht in der Stimme dieser Flöte.
»Aber du glaubst mir«, redete Shen weiter, »daß ich die gleiche Frage dem Anderen gestellt habe, der deinen Körper teilt, und daß seine Antwort eine andere war?«
Glauben mußte Imon es wohl. Aber es machte ihm den Anderen noch fremder. »Warum?« fragte er.
Shen lachte leise. »Er hat es mir nie gesagt. Er hat noch nicht einmal geantwortet, so offensichtlich war ihm seine Meinung. Wenn du jemals gefragt wird, was der Unterschied ist zwischen euch beiden: Das ist er.«
Und, daß der andere im Licht leben durfte. Aber das sagte Imon nicht. Er seufzte nur. »Wenn wir gleich weitergehen«, bat er, »kannst du dann wieder auf ihr spielen?«
»Ich entscheide, wann es an der Zeit ist zu spielen.« Shen drehte Imon wieder den Rücken zu, während er sprach. »Ich erlaube dir, zuzuhören, wenn ich spiele.« Seine Stimme war wieder kühl und fern. »Aber ich werde nicht für dich spielen, egal wie oft du mich darum bittest.«
Dann ging er weiter, und Imon folgte ihm, mit gerade soviel Abstand, daß die Spitze des Schattens noch auf Shen fiel. Imon sagte nichts mehr, und er stellte auch keine Fragen mehr, war wieder damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten und nicht abzurutschen oder mit dem Fuß steckenzubleiben. Der Sumpf war der gleiche wie zuvor, und ebenso scheußlich - das Zischen und Blubbern war immer um sie, und auch der Gestank, so sehr sich Imon auch wünschen mochte, sich daran zu gewöhnen. In seinem Bauch rumpelte und grummelte es vor Abscheu. Imon sehnte sich das Ende des Sumpfes herbei. Und wenn die Dunkelheit fortdauern sollte: Ohne den Sumpf war sie sicher leichter zu ertragen. Oder, andersherum: Diesen Sumpf hätte Imon auch im Licht gehaßt. Ihm war schlecht, und schwindelig, und er konnte nichts dagegen tun, als verbissen hinter Shen herzustapfen und sich zu wünschen, daß sie das Ende schnell erreichten. Vor Übelkeit war warm und kalt zugleich, und Spucke lief ihm in den Mund, daß er immerzu schlucken mußte. Aber keine Rast der Welt hätte etwas daran ändern können, und so sagte Imon auch davon nichts. Es reichte schon, daß Shen ihn für einen Schwächling halten mußte und für einen Klotz an seinem Bein - da mußte Imon nicht auch noch die ganze Zeit mit Jammern und Winseln verbringen. Er stellte sich die Flöte vor. Aber es war nicht das gleiche, wie sie zu hören.
Vielleicht konnte Shen Gedanken lesen. Vielleicht wollte er nur sehen, wie hartnäckig Imon war und wie leicht er nachgab. Vielleicht hatte er einfach beschlossen, daß es jetzt an der Zeit war. Denn gerade, als der dunkle Sumpf für Imon fast unerträglich wurde, nahm Shen wieder seine Flöte hervor, und das Lied setzte wieder ein.
Imon hätte ihm gerne dabei zugesehen - nicht um zu lernen, wie man die Flöte spielte, aber um die Liebe in Shens Augen zu sehen. Ohne Liebe war diese Magie nicht möglich. Diese Flöte wurde geliebt; vielleicht wollte Imon darum gerne eine Flöte sein. Er tat Shen unrecht; Shen war gut zu ihm, besser als man an einem Ort wie diesem erwarten konnte: Aber Imon fühlte, daß Shen seine Flöte immer noch mehr liebte als alles andere, oder als jeden anderen.
Aber er ließ Shen alleine spielen und blieb hinter ihm, versuchte nicht aufzuholen. Er wollte nicht riskieren, daß Shen sich gestört fühlte und aufhörte. Wichtiger als sehen war hören, nicht nur, wenn es um die Flöte ging. Dies war das Dunkel. Imons Ohren waren kostbarer als seine Augen - sie konnten weiter sehen und mehr verstehen, was um ihn herum vorging, und sie waren auch nicht so einfach zu täuschen - Vorsicht!
Wieder ertappte sich Imon dabei, daß er kurz davorstand, die Augen zu schließen und, ganz seinen Ohren gehorchend, in sein Verderben zu laufen. Er schüttelte sich, riß die Augen auf, die ihm fast schon zugefallen waren - müde war er nicht, diesmal hatte er keine Entschuldigung! - und sah sich nach allen Seiten um, hektisch, um nur ja kein Schemen, keine Gefahr zu übersehen. Keine Angst. Keine Angst. Er wußte es längst selbst. Solange die fremden Gestalten in der Ferne blieben, mußte er sie nicht fürchten.
Aber dieses Mal sah Imon etwas anderes. Im Sumpf waren Lichter. Sie waren nicht wie sein Schatten, jedes von ihnen nur ein kleines Aufflackern, das schon einen Augenblick später erstarb. Dort eines, und dort eines, und dort - mitten im Sumpf, wo kein Mensch laufen konnte, und sie gaben ihr Licht nur für sich selbst, so wie Shen auch nur für sich selbst spielen wollte. Ihr Licht war bläulich, und es machte Imon keine Angst - sie waren schön, diese kleinen Flämmchen, und friedlich, als wolle sich selbst der Sumpf für das Lied bedanken. Imon ließ sie sein, versuchte nicht, eines zu fangen: Er hatte sein eigenes Licht, wo er es brauchte. Aber auch so taten die Sumpflichter ihm gut. Sie zeigten ihm, daß es selbst hier, in der feindseligsten aller Welten, zumindest ein kleines bißchen Licht gab. Imon würde Shen danach fragen, wenn der zuende gespielt hatte. Aber vorher nicht. Er sollte spielen dürfen, soviel er wollte, ohne unterbrochen zu werden. Wenn er selbst entschied, wann er mit dem Spielen anfangen wollte, dann sollte er auch selbst entscheiden, wann es an der Zeit war, die Flöte wieder sinken zu lassen. Oder war es in Wirklichkeit die Flöte, die das entschied, und Shen gehorchte nur ihrem Willen? Imon lächelte bei der Vorstellung, und er lächelte bei den tanzenden Flämmchen, und plötzlich war der Sumpf um ihn herum viel weniger schlimm als zuvor.
Und er ging ohne Angst und mit leichtem Herzen hinter Shen her und kam nicht einmal auf die Idee, sich zu fragen, warum ihm immer noch irgendwie übel war, warum das üble Gefühl in seinem Bauch sogar immer schlimmmer wurde, bis plötzlich seine Knie zu zittern anfinden und Imon das Gleichgewicht verlor, und bevor er auch noch etwas sagen konnte, zur Seite wegkippte, und in den Sumpf fiel.

Der Sturz ging sehr schnell. Selbst zum Schreien fehlte Imon die Zeit, und zum Denken sowieso. Aber ab dem Moment, in dem er die Oberfläche durchbrach, stand sie still. Zuerst tauchte Imons Hand durch die kalte Schleimschicht, die den Sumpf bedeckte, und als die Hand im Wasser darunter angekommen war, folgten ihm Arm und Schulter, langsam, durch den stinkenden Tod. Was dann folgte, war ein Wettlauf - der Schauer breitete sich über ganzen Imons Körper aus und war dabei nur um Haaresbreite schneller als der Sumpf, der Imon verschlang. Und nachdem einmal Imons Kopf unter Wasser war, gab es all diese Beobachtungen nicht mehr. Ab dem Moment gab es nur noch Schwärze, und Kälte, und nackte, blinde Angst. Imon war im Sumpf. Und der Sumpf war überall.
Wo war oben? Wo war unten? Imon fühlte sich strampeln und wußte nicht einmal, in welche Richtung er strampeln sollte. Aber strampeln mußte er, nur um zu spüren, daß er noch am Leben war. Stechendes kaltes Wasser quoll in seine Ohren, seine Nase, es füllte seinen Mund, es wollte in seine Augen kriechen, die zuzukneifen noch viel anstrengender war als das strampeln. Imon konnte nicht sagen, ob er schwamm oder stieg oder sank, oder wo er war, oder was. Es gab nur den Sumpf, und die Angst, und das wissen, daß er an diesem Ort sterben würde. Und dann gab es nichts mehr.
Dann war oben wieder oben. Oben war da, wo etwas hartes gegen Imons Schulter stieß. Wild strampelnd, um sich schlagend und tretend, durchbrach Imon mit seinem Kopf zum zweiten Mal die dicke Schleimschicht, und das zweite Mal war ebensoschlimm wie das erste. Er schnappte nach Luft und schluckte doch nur Sumpf, während er die Augen immer noch fest zusammenkniff. Unten stießen seine Füße in etwas Weiches, stießen hinein und hinein und fanden kein Ende, und das Weiche umschloß Beine und Füße und wollte sie nicht mehr hergeben. Imon blubberte und gurgelte. Er wollte schreien, er wollte Luft, doch er konnte nur husten und ächzen und spucken, als der Schleim ihm aus der Nase hinten in den Rachen rann. Er hörte sein Herz hämmern und sein Blut rauschen. Alles andere, alles was von außen kam, erstickte in seinen Ohren. Imons Hände waren über Wasser, er wedelte hilflos mit ihnen, doch er konnte nichts tun, er konnte nichts sehen, nichts fassen.
Imon hing zwischen Luft und Sumpf wie zwischen Leben und Tod, und es ging nicht weiter, in keiner Richtung, nicht nach oben und nicht nach unten - und die Zeit um ihn herum stand still.
Etwas packte seine Hand, und dann wurde aus dem etwas ein jemand, und Imon wußte, daß es Shen war. Doch der Griff war nicht fest, berührte nur seine Finger und glitt wieder ab, noch bevor Imon zurückpacken konnte. Shen zog ihn nicht aus dem Sumpf. Imon wollte nicht weinen, doch die Tränen quollen von selbst aus seinen Augen, und sie wuschen den Sumpf aus seinen Wimpern, daß er sich endlich getrauen konnte, sie zu öffnen. Selbst wenn ihm dann der Schlamm von der Stirn hineinrann - es konnte doch wirklich nicht mehr schlimmer werden, als es schon war. Imon öffente die Augen, den Kopf weit in den Nacken gelegt, über ihm die Schwärze. Er konnte sein eigenes Licht nicht mehr sehen. Es leuchtete nicht nach oben. Und unten im Sumpf, in Wasser und Schlamm, konnte es leuchten und leuchten, soviel es wollte - es war niemand da, um es zu sehen.
Imon hustete und spuckte. Dann sah er Shens Gesicht, nicht weit von seinem entfernt und doch weit fort im Dunkel. Gerade so eben konnte Imon noch raten, daß Shen vor ihm auf dem Boden kniete, daß er ihm eine Hand hinhielt, die Imon nicht ergreifen konnte, so fern war sie. Shen sagte etwas. Imon sah die Bewegungen seines Mundes, ahnte die seines Unterkiefers, doch er hörte immer noch nichts als sein eigenes Herz, und er konnte die Worte nicht raten. Er schüttelte den Kopf, wagte nicht einmal zu sagen, daß er nichts hören konnte. Wenn er auch nur seine Zunge bewegte, füllte der Geschmack des Todes seinen ganzen Kopf aus. Mit weit aufgerissenem Mund, röchelnd, wo er den Atem nicht mehr anhalten konnte, deutete Imon fahrig auf seine Ohren.
Shen nickte. Er zeigte Imon erst seine Handflächen, dann rieb er sie gegeneinander, immer wieder, drehte sie dabei hin und her - er wollte, daß Imon es ihm nachtat. Den Schleim abstreifen. Imon gehorchte, fühlte sich noch dümmer als kläglich, daß er selbst nicht darauf gekommen war. Aber er war hilflos, er was das hilflose kleine Kind, das zu werden Imon ihm verboten hatte. Dann mit den Handflächen an den Ohren vorbei, und wieder abstreifen. Über das Gesicht, und abstreifen - es half immer nur ein wenig, der Schleim saß an den Fingerspitzen, auf dem Handrücken, zwischen den Fingern. Aber selbst wenn es nur ein wenig half, war das schon etwas. Shens Gesten sagten noch etwas anderes, etwas, das Imon auch ohne Worte verstehen konnte: Ruhig. Keine Angst. Alles wird gut.
Aber es war nicht gut. Imon steckte mit den Füßen fest, so fest, daß er keinen von ihnen frei bekam, so sehr er auch zerren mochte - je mehr er es versuchte, desto mehr schien er sich zu verfangen in immer dickerem Schlamm, und von der Bewegung rutschte er wieder tiefer, und sein Kinn geriet wieder ins Wasser, und es biß ihn in den Nacken - das einzig Gute, falls man irgend etwas gut nennen konnte, war, daß um Imon herum nun die Wasserfläche offen lag und nicht mehr soviel von der schleimigen Schicht da war, aber das lag doch wohl nur daran, daß die jetzt ganz an Imon hing. Imon zappelte und tauchte und schluckte schlammiges Wasser, und er konnte Shen nicht mehr sehen -
»Hör auf!« Wie laut mußte Shen brüllen, daß seine Stimme bei Imon ankam? »Halt still!«
Imon schnappte nach Luft und Wörtern. »Ich sitze fest!« brachte er hervor, hustend und schnaubend. »Ich komme nicht raus, nicht von selbst!« Aber er konnte jetzt besser sprechen und hören, in seinen Ohren war nur noch Wasser, das alles dämpfte, doch Imon war nicht mehr ganz aus der Welt ausgeschlossen. Und auch in Nase und Mund war nichts mehr ekliges saures Wasser. Zumindest hoffte Imon das. Er konnte sein Herz weiter hämmern hören. Vor Anstrengung, nicht vor Angst. Imon durfte keine Angst haben.
»Ich versuche es mit dem Stab«, hörte er Shen sagen. »Halt dich daran fest!« Und dann schob er Imon das Ende des Stabes hin. Imon packte es, so wie er zuvor versucht hatte, die Hand zu packen. »Zieh nicht!« rief Shen. »Nur festhalten, sonst reißt du mich auch hinein!«
Panisch ließ Imon den Stab wieder los. Wenn Shen auch in den Sumpf fiel, dann waren sie verloren - dann gab es nichts und niemanden, der sie wieder dort rausziehen konnte.
»Nein, halt dich fest!« Shens Stimme war hektisch. »Ich will, daß du den Kopf über Wasser hältst! Hast du Boden unter den Füßen?«
Imon versuchte zu nicken und gleichzeitig den Kopf zu schütteln. »Ich sacke darin in ein«, schaffte er zu sagen. Und schnell hinterherzusetzen: »Aber ich versinke nicht noch weiter.« Shen sollte sich keine Sorgen machen. Vielleicht konnte er das. Imon konnte das nicht.
»Gut«, sagte Shen, etwas ruhiger. »Imon, hör mir zu, hör mir gut zu. Beweg dich nicht von der Stelle. Du bist am Rand eines Sumpflochs. Du ertrinkst nicht, da wo du jetzt bist. Aber wenn du zu sehr strampelst, kannst du nach hinten wegrutschen. Das Wasser ist dort tiefer. Halt den Stab fest, halt den Kopf über Wasser, und tu sonst nichts. Vor allem hab keine Angst. Ich hole Hilfe.«
»Nein!« schrie Imon. Egal ob sein Kopf über oder unter Wasser war, die schwarze Furcht schlug über ihm zusammen, kälter und schwerer als das schwärzeste Wasser. »Nein! Nein!« Mehr konnte er nicht mehr hervorbringen.
»Was ist?« fragte Shen scharf. »Willst du im Sumpf bleiben? Für immer?«
»Nein!« schrie Imon wieder. »Geh nicht weg! Du darfst nicht weggehen!«
Imon wußte nicht, wie alt er war. Er war kleiner als Shen, und größer, als er sich fühlte. Aber er konnte nichts dagegen tun, nichts. Und wenn er auch wußte, daß er sich dumm und kindisch verhielt, war der Teil von ihm, der es wußte, nicht der Teil, der ihn beherrschte. Nur ein Aufblitzen von Verstand in einem Meer aus Angst.
Shen hockte sich vor ihm hin, beugte sich so weit zu Imon hinunter, wie er es wagen konnte, ohne selbst hineinzufallen. »Ich kann dich nicht rausziehen«, sagt er leise. »Selbst wenn wir ein Seil hätten - ich bin zu schwach.«
»Dann bleib nur bei mir!« heulte Imon und streckte seine Hand nach ihm aus. Er griff ins Leere. Shen war zu weit für Imons kurze Arme.
Shen nickte nur, und stand wieder auf. »Ich hole Hilfe.«
»Nein!« schrie Imon. »Bleib hier! Bleib hier!«
Shen schüttelte den Kopf. »Wir könnten das jetzt noch endlos so fortführen, es wird sich nichts ändern, bis zu dem Moment, wo deine Kraft dich verläßt und du verhungerst. Ich werde nicht lange fort sein, aber ich werde fort sein. Du bleibst hier, du rührst dich nicht, bis ich wieder da bin.«
Imon konnte nur noch den Kopf schütteln. Verzweiflung würgte ihn. Er bekam keine Luft mehr. Er würde hier sterben. Bis Shen wiederkam, war Imon lange tot, allein, im Dunkeln. Geräusche kamen aus seinem Mund, aber es war nur ein jämmerliches Quieken, von dem nicht einmal er selbst wußte, was es bedeuten sollte. Doch, er wußte es. Shen sollte bei ihm bleiben. Bis zum Ende.
»Ich gehe jetzt«, sagte Shen. »Fürchte dich nicht. Du wirst gleich die Flöte hören. Rühr dich nicht, und schließe deine Augen was immer auch geschieht, bis ich wieder da bin. Rühr dich nicht, und laß die Augen geschlossen. Dann wird dir auch nichts geschehen.« Seine Stimme verwehte, als er sich entfernte. »Du hast nichts zu befürchten. Nicht den Sumpf, und nicht das Dunkel. Alles, was du hier fürchten darfst, ist das Licht.«
Und dann war er fort. Fort war seine Stimme, und fort war seine Flöte. Ob er sie spielte oder nicht - Imon hörte sie nicht. Er war allein. Ganz allein. Er rührte sich nicht, beide Hände um den Stab gekrampft, die Augen zugekniffen daß es schmerzte. Alles andere ging unter in seinem rasselnden Schluchzen. Und in seiner Angst.

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